Mikroben haben zu Unrecht einen schlechten Ruf, findet Eric Pinto. Die kleinen Tierchen reinigen nach einer Ölkatastrophe das Meer – und helfen mit, die Landwirtschaft umweltfreundlicher zu machen.
«Mäuse kamen nicht in Frage. Mit Tieren experimentieren, das kann ich nicht. Pflanzen sind super, aber bis man Resultate hat, dauert es. Blieben die Mikroben. Ich liebe Mikroben. Zwar kann man sie von Auge nicht sehen, doch sind sie überall und ein wichtiger Teil des Ökosystems. Und sie sind faszinierend: Wenn es ein Ölkatastrophe gibt, können Mikroben das Öl «essen» und daraus CO2 und Wasser machen. Unglaublich, oder? Mikroben sind es auch, die dem Käse seinen Geschmack geben. Oder dem Wein.
Ich komme aus Chile, die Sommer meiner Kindheit habe ich im Süden des Landes verbracht, zwischen Maisfeldern, Kirschbäumen und Tomatenpflanzen. Zurück in der Stadt, machte ich gerne Experimente mit allem, was zuhause herumstand. Ich mischte die unterschiedlichen Waschpulver zusammen, um zu sehen was passiert. Explosionen gab es nie. Dafür einen grossen Haufen Schaumblasen. Weil ich die Natur besser verstehen und dieses Wissen für eine gute Sache einsetzen wollte, studierte ich Biotechnologie. Da stiess ich auf die Mikroben. Nach dem Studium arbeitete ich erst für eine Firma, die Kupfer abbaute. Das Ziel war, den Abbau umweltfreundlicher zu machen, indem man Mikroorganismen statt Chemikalien verwendet. Dennoch fühlte sich die Arbeit nicht richtig an. Nach einer Weile kündigte ich und kam für ein Doktorat nach Lausanne.
Heute beraten meine Partnerin und ich Bauern in der Schweiz dabei, wie sie für gesundere Böden sorgen und damit gesundere Lebensmittel produzieren können. Denn Mikroben können viel über die Qualität des Bodens aussagen. Wir nehmen also Proben von den Feldern und analysieren die Erde. Bei biologischen Betrieben evaluieren wir zum Beispiel, ob der von den Bauern produzierte Kompost für die einzelnen Pflanzenarten tatsächlich optimal ist.
Bei der konventionellen Landwirtschaft können wir aufzeigen, wann der ideale Zeitpunkt für den Einsatz von Pestiziden ist, was deren Verwendung reduziert. Denn das Krasse an Pestiziden und Chemikalien ist ja: Wir wirken damit auf den Boden ein, ohne überhaupt zu wissen, was wir alles an Leben zerstören. Mit unserem Start-Up wollen wir zu nachhaltigeren Anbaumethoden in der Landwirtschaft beitragen. Und die Mikroben, diese winzigen Tierchen – sie sind 1000 Mal kleiner als ein Millimeter – können uns dabei helfen.»
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