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La Manivelle: Angefangen hat es mit Käse, viel Käse.

Wir alle haben viele Geräte zuhause herumstehen, die wir kaum benutzen, stellte Robert Stitelmann fest. Die Lösung? Eine Ausleih-Kooperative.


«Angefangen hat es mit Käse, viel Käse. Ich wohnte in einem Studentenhaus und wollte mit anderen Studenten-WGs ein grosses Abendessen organisieren. Für 40 Leute. Die Lösung? Raclette! Also haben wir zusammen gelegt und gemeinsam einen grossen Raclette-Ofen angeschafft. Das Essen war super, die Party danach auch.



Wenig später starteten wir unser nächstes Projekt: Den Free Shop. Eigentlich einfach die Garage unseres Hauses. Das Konzept: Die Leute können Sachen hinbringen, die sie nicht mehr benutzen. Wer die Sachen brauchen kann, nimmt sie mit. Das funktionierte wie ein Flohmarkt – mit dem Unterschied, dass alles gratis war und die Garage immer geöffnet. Der Free Shop war super erfolgreich; pro Tag kamen jeweils ein Dutzend Leute vorbei, um Sachen zu bringen und zu holen. Was mich schockierte, war die riesige Anzahl Dinge, welche die Leute bei sich zuhause rumstehen hatten und die sie sonst wahrscheinlich weggeworfen hätten. Gleichzeitig war es schön zu sehen, wie sich wildfremde Menschen einbrachten. Einige kamen regelmässig vorbei, um etwas Ordnung ins Durcheinander zu bringen.



Es gab ja keine Kontrolle, wir hatten einfach ein Schild aufgehängt, dass alle Besucher für den Ort mitverantwortlich sind. Zwei Jahre später wurde das Haus abgerissen, leider. Das war das Ende des Free Shop. Als ich mir vor kurzem überlegen musste, was ich beruflich machen will, war die Idee einer Verleih-Werkstatt recht naheliegend. Weil ich gerne an Sachen herumbastle, brauche ich immer wieder Werkzeuge, die ich selber nicht habe. Umgekehrt habe ich Geräte, die meine Freunde brauchen, die ich ihnen jeweils ausleihe. Also habe ich in Genf eine Kooperative gegründet, La Manivelle. Wer Mitglied ist, kann sich die Sachen ausleihen, die wir hier sammeln – darunter ist alles mögliche: Mehrere Bohrer, ein Kinderwagen, ein Party-Set inklusive Sound-System und Discokugel, eine Kettensäge, Champagnergläser, ein Anhänger, eine Popkorn-Maschine, ein Zelt. Alles Spenden.


Am Anfang haben wir die Leute auf Facebook dazu aufgerufen, all das vorbeizubringen, was sie nicht mehr brauchen. Inzwischen fragen wir auch mal, ob jemand ein bestimmtes Gerät hat – letzthin suchte jemand zum Beispiel einen Couscous-Topf. Und siehe da, jemand hatte einen solchen zuhause und brachte ihn vorbei. Natürlich wird der Topf nicht sehr oft zum Einsatz kommen. Aber wenn ihn schon nur eine Person brauchen konnte, ist er nützlicher, als wenn er die nächsten 10 Jahre weiterhin unbenutzt in einem Keller herumsteht.»


Robert Stitelmann, Genf

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