Wer seid ihr?
Wir sind fünf Berner Gelatieri mit grosser Leidenschaft: Susanna Moor, Andy Käser sowie die drei Brüder Michael, David und Hansmartin Amrein. Wir sind Freaks und unentwegt Suchende im weiten sensorischen Feld der gefrorenen Nachspeise.
Was bewegt ihr?
Wir zaubern Glacé-Kreationen mit Sinn und Verstand. Nichts ist sicher vor uns und unserer Vitrine – sofern es lokal und nachhaltig wächst: Blüht der Holunder, satteln wir das Velo und plündern die Waldränder. Brennt uns eine Brennnessel, ist ein neues Gusto nicht weit. Trägt der Weichselbaum Früchte, gibt's umgehend Amarena aus dem Quartier. Das Staunen unserer Gäste animiert uns täglich, das Unmittelbare und Naheliegende in feines Gelato zu verwandeln.
Wie ist die Idee entstanden?
Nachhaltig war schon die Prägung unserer Kindheit: Campingferien in Italien, irgendwo zwischen Livorno und Follonica. Eine kleine Ortschaft am Meer und Jahr für Jahr tankten wir das Lebensgefühl, das wir nun versuchen in unserem Glacé für alle in die Schweiz zu bringen: Auf der Piazza fahren die Knaben, auf Teufel komm raus, Runden auf ihren Vespas. Die älteren Männer ereifern sich lauthals über Christdemokraten oder Kommunisten. Frauen, chic oder schwarz angezogen, stehen mit Einkäufen um den Brunnen. Und im Zentrum dieser Szene: die Gelateria. All diese Erinnerung steckt in unseren Kreationen. Und das Glück, vor der vollen Vitrine zu stehen und für tausend Lira wählen zu dürfen.
Eure Botschaft an andere Mover?
Du willst etwas erschaffen? Mach mal Pause, vielleicht ein Sabbatical oder kündige gar die sichere Stelle. Hauptsache zeitlichen Raum schaffen. Hast du diesen Mut, ist‘s wahre Leidenschaft und kommt dann auch gut.
Was liess euch 2020 dahinschmelzen?
Solange nur wir und nicht unser Gelato dahinschmelzen, ist’s gut. Besonders berührt haben uns die vielen treuen Stammgäste, die trotz teils massiv längeren Wartezeiten in der Schlange unsere Gäste geblieben sind.
Eure beste Neu-Entdeckung?
Mut und Neugier sind unsere Treiber – aber wieso immer in die Weite schweifen, wenn das Spannende so nahe liegt. Wir geben in dieser Saison unscheinbaren Pflanzen und Mauerblümchen einen VIP-Platz in unserer Vitrine. Zusammen mit dem botanischen Garten und der Stadt Bern bestreiten wir das Themenjahr «Natur braucht Stadt». Dabei werden Spezialitäten wie Sauerampfer, Holunderbeere, Waldmeister oder die Magerwiese im Rampenlicht stehen.
Was ging voll daneben?
Bei uns geht ganz vieles voll daneben. Gerade eben haben wir unsere Versuche, aus Bärlauch ein Gelato zu zaubern, aufgegeben.
Auf welche Ernte freut ihr euch 2021 am meisten?
Der Herbst ist ein Fest. Die wilde Kaki, seltene Birnensorten oder die schonend getrocknete Baumnuss. Wir freuen uns speziell auf die Kastanienernte im Tessin.
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