Wenn er nicht gerade auf dem Töff unterwegs ist oder auf einem Maiensäss sitzt (und dort ein Bierli trinkt), trifft man Sami Lorez an den Schalthebeln des grossen Energieapparates der Lenzerheide Bergbahnen. Dort sorgt er dafür, dass wir Berggänger:innen mit möglichst geringem Aufwand und Energie an den richtigen Ort gelangen.
Wer bist du?
Ich bin Sami Lorez. Ich arbeite bei der Lenzerheide Bergbahnen AG als Projektleiter «Nachhaltige Energie» und bin auch Stv. CEO des Unternehmens. Ich habe mein ganzes Leben hier in der Region verbracht – ich bin in Parpan aufgewachsen und wohne jetzt in Valbella. Die Natur ist für mich nicht nur einer der zentralen Punkte meines Lebens, sie ist auch für unser Geschäft das wichtigste Gut. Ohne sie können wir buchstäblich einpacken. Also geben wir ihr, wo wir können, auch etwas zurück. Es ist wie überall ein Geben und Nehmen.
Was bewegst du?
Am liebsten mein Motorrad! Und im Job sorge ich in Lenzerheide für erneuerbare Energien am Berg. Was meine Arbeit aber ausmacht, ist dass ich Bestehendes oder Veraltetes nicht einfach 1:1 ersetze, sondern jeweils direkt in neue Photovoltaik-Anlagen integriere. Das Coole daran: die gewonnene Solarenergie wird direkt ins Arealnetz eingespeist. So können wir 100% des Stroms für den Eigengebrauch verwenden. Über unser Leitsystem kann ich alles messen und kontrollieren und sehe so immer, wo und wieviel Energie erzeugt wird, wohin sie fliesst... und auch, wieviel Strom gespart werden kann. Es ist ein ziemlich cleveres System!
Wann und wie ist die Idee entstanden?
Das Projekt entspricht der Nachhaltigkeitsphilosophie und -strategie der Lenzerheide Bergbahnen AG, welche seit 2013 verstärkt verfolgt wird. Inspiration fanden wir natürlich auch in der Pilotanlage auf dem Rothorngipfel, welche 1985 durch die damalige Rothorn AG in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Graubünden erbaut wurde.
Was freut dich am meisten?
Dass wir unseren Energiebedarf messbar reduzieren können. Wir sind auf dem besten Weg, unsere Vision eines CO2-neutralen Bergbahnbetriebs Realität werden zu lassen. Schon jetzt beziehen wir den Strom für unsere Anlagen komplett aus erneuerbaren Energien – und erzeugen auch noch eigenen Solarstrom obendrauf. Und es sind manchmal kleine Anpassungen, die eine grosse Auswirkung haben können: Dadurch, dass unsere Systeme miteinander verknüpft sind, kann ich zum Beispiel vom Tal aus die Heizung im Bergrestaurant Scharmoin bei schönem Wetter automatisch drosseln lassen. Damit haben wir die Heizkosten um einen Drittel senken können!
Wie sieht dein Alltag aus?
Wenn ich an einen «typischen» Arbeitstag denke, muss ich schon sagen, dass mir der Winter viel besser gefällt, da gehören nämlich die täglichen Pistenkontrollen zum Alltag. Der Sommer in den Bergen ist zwar auch schön, aber er steht für mich ganz im Zeichen der Projektarbeiten wie dieser. Und ich bin ganz ehrlich... im Durchschnitt bedeutet das für meinen Geschmack etwas zu viel Büro. Ich bin wirklich sehr gerne draussen, auf dem Berg und im Betrieb unterwegs.
Was würdest du als deine Superpower beschreiben?
Ich mag ziemlich gross sein – man nennt mich auch «bärig» – aber ich kann mich wahnsinnig gut verstecken. Da braucht man nur mein Kernteam zu fragen: Thomas, Philipp und Marcia könnten da bestimmt Näheres dazu sagen. 😊
Bist du schon einmal gescheitert?
Gewisse Solarstromanlagen konnten in der Vergangenheit aufgrund von Auflagen oder anderen Stolpersteinen nicht realisiert werden, aber da sucht man einfach nach einer neuen, möglicherweise sogar noch besseren Lösung.
Deine Botschaft an die Welt und an andere Gründer:innen?
Never give up. Immer wieder probieren. Es braucht teilweise mehrere Anläufe und Anpassungen der Projekte, bis etwas wirklich umgesetzt werden kann. Das gilt wohl nicht nur für ehrgeizige Projekte wie unseres, sondern auch allgemein im Leben.
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