Ehrliches für Wind und Wetter
Wer bist du?
Ich bin Peter, Geschäftsführer von ROTAUF. Ich bin neugierig und richtig gut darin, mich und andere Leute zu begeistern. Und ja, etwas ungeduldig bin ich auch.
Was bewegst Du?
Ich mache das Unmögliche möglich und stelle gemeinsam mit Jessica, Michael, Valentin, Silvana und über 20 Produktionspartnern funktionale Outdoorbekleidung in der Schweiz her. Dabei begegne ich Mensch und Tier mit dem gebührenden Respekt und verzichte komplett auf den Einsatz von Chemikalien und Materialien, die der Umwelt nicht gut tun. Dank schlanken Strukturen, reduziertem Marketing und Direktvertrieb kann ich meine Produkte trotz Schweizer Produktion und hochwertiger Materialien zu fairen Preisen anbieten. Aber vielleicht ist es viel spannender, was ich bewusst NICHT anbiete: Das wäre einmal die maximale Performance sowie die tiefsten Preise ohne Rücksicht auf die Natur. Genauso rennen wir auch nicht dem letzten modischen Schrei hinterher. Ich entwickle langlebige, multifunktionale Produkte, welche unsere Kund:innen im Alltag begleiten – sei es draussen in der Natur, Zuhause oder irgendwo sonst auf der Welt.
Wann und wie ist die Idee entstanden?
Die Idee ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Am Anfang der Geschichte von ROTAUF steht eine Lawinenboje. Diese sollte Verschüttete mit einem roten, auf der Lawine "schwimmenden" Ballon markieren. Die Boje war so konzipiert, dass sie in die Bekleidung integriert werden konnte. Nachdem eine geplante Partnerschaft mit einem grossen Ausrüster nicht zustande kam, haben die zwei Gründer von ROTAUF sich entschieden, einfach auf eigene Faust Outdoorkleider in der Schweiz herzustellen. Für die Branchenspezialisten war der Fall klar, wir konnten nur scheitern. Süffisant wurden wir darüber belehrt, dass die Herstellung von Outdoorbekleidung in der Schweiz schlicht unmöglich sei und wir uns doch besser nach Asien orientieren sollen. Das hat die zwei Bündner Dickschädel jedoch erst recht angestachelt, der Branche und der Welt das Gegenteil zu beweisen. Erste Kontakte mit den letzten verbliebenen Schweizer Textilproduzenten wurden geknüpft, und so ist allen Widerständen zum Trotz eine komplett in der Schweiz hergestellte Outdoorkollektion entstanden. Und die kann sich durchaus sehen lassen.
Wer oder was war dein Antrieb?
Also erst war da einfach der Trotz. Wir wollten den "Bekleidungsexperten" das Gegenteil beweisen. Sehr schnell kam jedoch ganz viel Sinnhaftigkeit dazu: Wir wollten die Schweizer Textilindustrie unterstützen, wichtige Schweizer Arbeitsplätze und Knowhow erhalten und damit ein radikales Konzept umsetzen. Was uns heute am meisten freut, ist nicht nur, dass wir den "Proof of Concept" zu einem hohen Grad erbracht haben, sondern dass wir auch andere Macher:innen inspirieren. Hartnäckig an das Unmögliche glauben, das ist unsere Message.
Wie sieht dein Alltag aus?
So etwas wie Alltag gibt es bei uns nicht. Wir sind ein kleines Team und machen vom Design über die Entwicklung bis hin zur Produktionsbegleitung alles Inhouse. Nach der Produktion kommen Kommunikation, Beratung und After Sales Services hinzu. Jeder von unserem Team hat seine Arbeitsschwerpunkte und Spezialisierungen, muss aber auch offen sein für andere Projekte und Aufgaben und permanent Neues erlernen. Meine persönliche Hauptaufgabe besteht darin, das Team zu koordinieren und Rahmenbedingungen zu schaffen, in welchen sich die einzelnen Teammitglieder möglichst gut und effizient einbringen können. Ausserdem ist mir der Team-Spirit ein sehr wichtiges Anliegen. Trotz viel Arbeit und Druck soll auch der Spass bei Sport, Teamweekends in den Bergen oder einem kühlen Feierabendbier nicht zu kurz kommen. Ach, vielleicht eins noch: Es ist zwar nicht unbedingt unser Alltag, aber wenn ein neuer Prototyp bei uns eintrifft, ist es wie Weihnachten – alle wollen zuerst einen Blick auf das neue Stück werfen bzw. nach Möglichkeit gleich vor dem Spiegel damit rumturnen. Zudem bin ich gerne unterwegs bei unseren Produktionspartnern. Der Austausch mit ihnen ist immer sehr anregend. Einen Einblick in die letzten verbleibenden Textilbetriebe der Schweiz zu erhalten, empfinde ich als grosses Privileg.
Dein bewegenstes Treffen mit einem Produktionspartner?
Ich bin immer wieder gerne bei den jungen Wilden wie z.B. dem Nähstall oder Herr Urs. Da ist immer viel Überzeugung und Dynamik drin. Besonders eindrücklich sind auch die Besuche bei den traditionsreichen Produzenten wie zum Beispiel der Aldo Nägeli AG oder der FLASA mit ihren altehrwürdigen Maschinenparks. Und natürlich liebe ich die Gespräche mit den Patrons, welche Anekdoten aus mehreren Generationen zu erzählen haben. Stets von neuem herzerwärmend sind die Besuche bei den Schafen in Segnas, wo die Wolle für unsere Isolationsjacken herkommt. Ihr seht, es fällt mir schwer mich festzulegen. Ich staune immer wieder über die Vielfalt in unserer Lieferkette.
Wann und wobei bist du einmal gescheitert?
Im Kleinen scheitern wir täglich, weil etwas nicht so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben. Improvisation ist eine unserer Kernkompetenzen. Scheitern im "Grossen" haben wir vor allem im Zusammenhang mit Fabrikschliessungen von wichtigen Partnern erlebt. In solchen Fällen wird von einem Tag auf den Anderen viel Aufbauarbeit zunichte gemacht. Es ist nicht unbedingt ein Scheitern, aber als kleine Selbstkritik könnte man erwähnen, dass uns der Proof of Concept für unseren radikalen Ansatz bislang nicht umfassend gelungen ist. Aber wir sind nah dran.
Deine Botschaft an andere Gründer:innen?
Feiert nicht nur eure grossen Erfolge, sondern stosst auch mal auf ein lehrreiches Scheitern an! Das sollten wir in der Schweiz viel öfter tun und sportlicher mit Niederlagen umgehen. Als eigenfinanzierte Unternehmer:innen müsst ihr Biss haben. Mein Schlüssel zum Erfolg liegt in der Begeisterung und ich bin überzeugt: wenn man sein Business mit Begeisterung und ehrlicher Überzeugung aufbaut, dann spüren die Kund:innen das auch und danken es mit viel Vertrauen und Support.
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