Zwei Brüder bauen ein Smartphone aus ungewöhnlichen Werten
Gerade haben sie die Strasse umbenennen lassen, an der sich das Firmengelände erstreckt. SHIFT Campus heisst die neue Adresse. Auch ein kleines Café und ein Unverpacktladen liegen auf dem Gelände inmitten alter Fachwerkhäuser. Was gross tönt, liegt eher überschaubar in einem gemütlichen Dorf. Gerade einmal 40 Mitarbeitende entwickeln und montieren bei SHIFT Smartphones und Zubehör mit Zukunftssinn.
Carsten, Samuel und ihr Vater Rolf Waldeck haben 2014 das Familienunternehmen gegründet. Allein mithilfe eines Crowdfundings, unabhängig von Investoren und mit 100% Love. Auf dem SHIFT Campus entsteht seitdem unter der Leitung der beiden Brüder das modularste High-End-Smartphone der Welt. Das #LOVEPHONE, wie sie es nennen.
Technik mit Weitblick
«Wenn wir ein Smartphone ersetzen müssen, weil der Akku defekt oder der Speicher voll ist, dann ist das ein Fehler im Design. Denn ein schönes Gerät für den Abfall ist ein hässliches Problem für unseren Planeten,» sagen die beiden Designer und finden, das geht doch auch anders. Sie setzen ihr Know-how aus Informatik und Gestaltung ein, um eine bessere Lösung für die Alltagstechnologie in unser aller Hosentaschen zu erschaffen.
Die Idee dazu entstand aus einem Eigenbedürfnis heraus. «Wir wollten für uns selbst ein modulares Smartphone haben – und wie so oft war die Herstellung eines Einzelstücks nicht wirklich machbar.» Durch frühere Projekte bestanden bereits Kontakte zu Lieferanten und Produzenten und so wurde aus dem Traum eine Serienproduktion. Und schliesslich ein Geschäftsmodell. Das SHIFTPHONE war nicht die erste und sicher nicht die letzte Innovation von Carsten. «Ich weiss gar nicht, wie einem überhaupt langweilig sein kann auf diesem coolen Planeten. Wir haben hier so viele geniale Möglichkeiten und sind ja erst am Anfang einer irre spannenden Zeit. Es ist toll, dass wir die miterleben dürfen, da wollen wir uns voll reinschmeissen, dabei sein und mitgestalten.»
DIY mit Garantie
Das SHIFTPHONE mit seinen über 13 verschiedenen Modulen ist der Kern der SHIFT Produktpalette. Die Montage der Bauteile findet seit 2018 unter fairen Arbeitsbedingungen in der firmeneigenen Technologie-Manufaktur im chinesischen Hangzhou statt. Weil sich Technik stetig verbessert und erweitert, ist das Upgraden eines SHIFTPHONES schon eingeplant: Bessere Kamera oder mehr Speichervolumen heisst für Gerätebesitzerinnen und -besitzer nur ein paar eigene Handgriffe mit dem passend mitgelieferten Schraubendreher. Die ressourcenschonend hergestellten Geräte werden so konstruiert, dass jede und jeder sie später selbst zerlegen und reparieren kann – und darf. Das im Kaufpreis integrierte Gerätepfand soll zudem motivieren, ausgediente Geräte zurückzugeben, sodass sie weiterverwendet oder in Ersatzteile und Rohstoffe zerlegt werden können.
100% Love
«Soviel Gutes tun, wie wir können und so wenig Schaden anrichten wie möglich», schreiben sich Carsten und Samuel nicht nur auf die Fahne, sondern meinen es auch genauso. Sie sind eng vernetzt und im Austausch mit anderen Vorausdenkenden der Region. «Wir lieben die Natur, wir lieben den Planeten, wir brauchen frische Luft und Platz zum Velofahren. Und wir wollen, dass das hier so ein richtig schöner Ort für uns und unsere Mitarbeitenden ist.» Und das sind Menschen mit geraden sowie ungeraden Lebenswegen, mit Behinderung und Geflüchtete. Den SHIFT-Gründern liegt nämlich besonders ein Rohstoff am Herzen: Wertschätzung.
Braucht die Welt denn wirklich noch mehr Technik?
«Wir bauen Smartphones, weil wir eine Alternative bieten wollen. Nicht weil wir denken, jede und jeder muss so ein Teil besitzen. Wenn aber, dann wünschen wir uns, dass es eines ist, das möchlichst lange in Gebrauch bleibt. Wir sind überzeugt, dass unser aller Konsumverhalten die Welt verändern kann.» Das ist eine Entscheidung, die man selbst treffen muss und die auch über Technologie hinausgeht. Auf jedem SHIFTPHONE steht deswegen in winziger Schrift geschrieben: «WARNUNG: Smartphones können Zeitfresser sein. Es gibt heute kein grösseres Geschenk für dich, als die nächsten 24 Stunden. Nutze sie weise. Menschen sind wichtiger als Maschinen.»
Diesen Gründerantrieb und Pioniergeist haben sie von ihren Eltern geerbt und auch die Liebe zum Zusammensein schon in die Wiege gelegt bekommen. Während des Lockdowns haben sie mit SHIFT ein Autokino in der Region umgesetzt und überhaupt noch viele Pläne für mehr Gemeinschaft. «Das Café und den Unverpacktladen sowie ein Co-Workingspace planen wir, um hier vor Ort ein Umfeld für sinnvolles Miteinander zur schaffen.» Samuel hat kürzlich einen Pizzaofen auf den Campus gebaut. «Da sagen wir dann auch einfach mal, so heute ist Pizzaabend, alle bringen ein paar Zutaten mit und wir essen gemeinsam. Diese Beziehungen sind für uns Lebensqualität und unsere unerschöpfliche Ressource. Davon möchten wir gerne noch mehr in die Welt geben.»
Carsten & Samuel Waldeck, Falkenberg, Deutschland
Seit 2016 ist SHIFT auch mit seinem Partner aldernativ in der Schweiz auf den Markt.
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