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Céline von wemakeit: «Wow, was alles möglich ist.»

Kurze Zeitreise: Anfang 2012, Céline Fallet schreibt an der Thesis für ihr Studium Style & Design an der ZHDK. Im Kopf eine Frage: Wie funktioniert denn eigentlich Crowdfunding? Die Suche führt sie zu den Machern der damals gerade entstehenden Crowdfunding-Plattform wemakeit.


Und mitten rein: Céline gestaltet und entwickelt Guidelines, finanziert parallel fünf weitere Studien-Projekte über die Plattform. Ihr Tun folgt keinem klaren Plan, sie lässt die Dinge eher auf sich zukommen. Und heute? Die Leichtigkeit hat sie sich behalten, unterstützt inzwischen aber zielsicher zahlreiche Macher*innen beim Wachsen.



«Die kleine Céline wollte Kindergärtnerin werden. Was ich heute mache, ist etwas ganz anderes und doch geht es ja um’s Wachsen. Eigentlich war es nur Teil meines Bachelor-Projekts. Schnell war aber klar: hier geht es weiter! Heute, acht Jahre später bin ich Geschäftsführerin von wemakeit. Und die Plattform für kreative Projekte inzwischen eine der grössten in ganz Europa. Gezündet hat bei mir, als ich mit wemakeit fünf Projekten meiner damaligen Kommilitonen direkt eine Finanzierung ermöglichen konnte. Später sagte mir eine dieser Studienkolleg*innen: hätte es wemakeit damals nicht gegeben, hätte sie ihr Projekt nie weiterverfolgt. So aber, war nichts mit Schublade, sondern Liefern angesagt. Das ist super!

Es geht also nicht nur um Finanzierung, sondern um das Machen. Und genau so, bin auch ich zu wemakeit gestossen: Mitten in der Entstehung, einfach reingesprungen. Das war ein extrem spannender Moment. Es gibt da diese zwei Seiten in mir: Die eine, treibt mich an, selbst kreativ zu sein und etwas zu erschaffen. Die andere, hat grosse Freude daran, dass ich Menschen anleite und unterstütze. Jetzt, als Geschäftsführerin bei wemakeit, fülle ich eine Schnittstellenposition, die beides braucht. Immer gewusst, wohin ich will, habe ich aber nicht.


«Für mich gibt es einfach ein Leben»

Meine Ausbildung als Designerin, die Arbeit in einem grossen Unternehmen, dann der Bruch damit und schliesslich etwas Neues zu beginnen, haben mir den Blick geöffnet für: Wow, was alles möglich ist. Für mich gibt es einfach ein Leben. Da möchte ich Freizeit und Arbeit nicht trennen – schon trennen aber nicht das, was mich glücklich macht. Das ist alles ist Eins.

Wenn ich eine Superkraft hätte...

Möglichkeiten nutzen, heisst ja bekannte Wege zu verlassen. Um solche neuen Pfade finden zu können, schaffe ich Inseln in meinem Kalender. Das sind Leerstellen, in denen ich stoppe und mich frage: Wo bin ich und wo will ich eigentlich hin? Wer ich bin ist klar. Nämlich, sehr gerne Teil eines Teams, das vorwärtstreibt, jemand, der gerne coacht und Workshops gibt. Ich bin von Natur aus ein sehr optimistischer Mensch. Und durch und durch Designerin. Umgebung und Ästhetik spielen da eine sehr grosse Rolle und sind mir sehr wichtig. Normalerweise bin ich viel unterwegs. Wenn ich mir also eine Superkraft wünschen dürfte, würde ich mich gerne beamen können.



Zeigen, dass Grosses möglich ist

Ein Schlüsselmoment bei wemakeit war, zu sehen, dass auch in der Schweiz Grosses möglich ist, wenn man das richtige Momentum erwischt. 2015 zum Beispiel: Die SVP hatte damals die Titelseite von 20 Minuten gekauft. Ein Student kam daraufhin auf uns zu, mit der Idee auf die intransparente Wahlkampf-Finanzierung aufmerksam zu machen. Wir haben ihn bei der Umsetzung sehr eng begleitet. Zehn Tage später ging «Mir langets» online. Und viral. Die Crowd kaufte ihrerseits das Cover und zeigte «Aufmerksamkeit kann man kaufen – Unsere Stimmen nicht». Bis heute das erfolgreichste Projekt mit über 12.000 Unterstützer*innen. Das ist unglaublich schön, weil es zeigt, dass man etwas bewegen kann in der Gesellschaft.


Dieses Bewegen setzt bei mir riesige Energie frei und zeigt, wieviel Kraft in einem Team liegt. Gerade jetzt erst, Mitte März 2020, haben wir als Reaktion auf die Corona-Krise die Initiative «together now» innerhalb nur einer Woche lanciert und aufgeschalten. Eine solidarische Gemeinschaft schafft Unterstützung aus der Zivilgesellschaft. Das finde ich einfach toll.



Gäbe man mir zwei Minuten auf einer Bühne vor tausenden Menschen, würde ich sagen: Brecht aus, verlasst gängige Strukturen, seid mutig, geht neue Wege! Damit meine ich ganz besonders die Frauen. Das ist etwas, was mir wirklich besonders am Herzen liegt. Für meine eigene Zukunft schreibe ich mir sogar eine Liste. Meinem 80-jährigen Ich sage ich: Geh raus! Sei kreativ und furchtlos und starte Dinge – im Grunde: bleibe neugierig und erweitere stets deinen Horizont!»


Céline Fallet, Zürich


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